Zur Aufgabe, die Beziehung zwischen den Hauptfiguren aus Fontanes „Irrungen, Wirrungen“ zu charakterisieren, schrieb ein Schüler folgendes: „Die Beziehung zwischen Botho und Lene ist durch die gesellschaftliche Distanz beider bestimmt. Bei genauerer Betrachtung wird dem Leser deutlich, dass die Liebschaft beider keine Zukunft hat, da Botho einer anderen Dame versprochen ist. (Max M./ Schüler Sekundarstufe II)“. Das Schreiben solcher Texte gehört zum Alltag eines Gymnasiasten. Doch hat das noch eine Zukunft? Gibt es noch eine Beziehung zwischen dem Sek. II-Fachunterricht und den Schülern?
Physikunterricht, der 15.11.2018, der Kurs berechnet gerade die kinetische Energie eines Elektrons, welches durch den Foto-Effekt aus einer Metallkathode herausgelöst wurde. Dieser Effekt ist Bestandteil der Quantenphysik – eine Grundlage für das Physikstudium: Elektronen erfahren durch äußeren Energieeinfluss, z.B. Wärmeenergie, eine Erhöhung des Energieniveaus. Da es in der Natur solcher Elektronen liegt, auf ihr ursprüngliches Niveau zurückzukehren, geben sie Energie in Form von Lichtquanten (Photonen) ab. Diese stellen das Licht dar. Licht ist also ein Produkt aus Energieumwandlung. Das Wissen zur Lichtentstehung ist zwar interessant, doch ist es essenziel?
Manuela W. ist Leiterin einer Kindertagesstätte, Abitur im Jahr 1995. Braucht sie die Quantenphysik?
Carsten T. ist Beleuchter beim Film, Abitur im Jahr
2002. Braucht er die Quantenphysik?
Mathematikunterricht, 16.10.2018, die Klasse
beschäftigt sich mit der Kurvendiskussion einer gebrochen rationalen Funktion.
Michael B. ist Diplom-Agrar-Ingenieur, Abitur im Jahr
1998. Braucht er das Fach Mathematik?
Sabine A. ist Steuerfachangestellte, Abitur im Jahr 2005.
Braucht sie das Fach Mathematik?
Alle vier treffen sich bei Sabine im Wartezimmer. Manuela, Carsten und Michael fragen, ob Sabine deren Steuererklärung machen könne. Nach ein paar Wortwechseln gelangen sie zu der Frage, ob die Schule sie auf das spätere Leben vorbereitet hat. Anhand der Tatsache, dass die drei ihre Steuererklärung nicht selber machen können, gelangen sie zu dem Schluss: Nein. Lediglich Sabine gibt zu, dass sie ihr Wissen aus der Mathematik auf ihre Ausbildung bzw. auf ihren Beruf anwenden konnte. Auch die Schüler der heutigen Zeit, konfrontiert mit verschiedensten Irrungen, Wirrungen des Schulalltages, fragen sich immer wieder: „Wozu brauchen wir das eigentlich?“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Lehrplan der Oberstufe umgestellt werden muss. Die Schule hat eine wesentliche Aufgabe: Die Schüler auf das spätere Leben vorzubereiten. Das ist zwar schwer unter einen Hut zu bekommen, wenn bspw. die Quantenphysik ein ganzes Semester in der 12. Klasse einnimmt. Daher ist es von dringlichster Wichtigkeit, auch allgemeine Kenntnisse zu vermitteln.
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