Ein Beitrag mit Zukunftsvisionen von L.R.
Es ist der November des Jahres 2030 und wir sind mit unserem Team auf dem Weg von unserem Büro in Berlin nach Malchin. Malchin, eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern, stark betroffen vom Klimawandel und obendrein auch die Stadt unserer Jugend.
Spuren der Erderwärmung
Im letzten Jahr schmolz der letzte noch verbliebende Rest des grönländischen Eisschildes. Dies hatte einen enormen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge. Viele Millionen Menschen waren direkt davon betroffen, große Teile Bangladeschs wurden überflutet sowie Weltmetropolen wie New York, Mumbai und Shanghai. Die Niederlande konnte sich nur durch einen hohen technischen Aufwand vor groben Verlusten retten. Aber auch Deutschland blieb vom Ausmaß des Klimawandels nicht verschont. Unvergessen bleiben die Bilder und Berichte aus Hamburg und Rügen.
Jedoch sind auch kleine Städte und Dörfer an den Nord- und Ostseeküsten vom Ansteigen des Meeresspiegels nicht verschont geblieben. So auch Malchin, eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern im Nordwesten des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, wohin uns unsere Reise heute trägt.
Eine Stadt im Wasser
Der erste Eindruck war erschreckend. Das uns so vertraute Malchin, welches wir so gut aus unserer Jugend kannten, ist fast nicht mehr wieder zu erkennen. Einzelne Abschnitte der kleinen Stadt sind zu Fuß aufgrund des hohen Wassers nicht mehr oder nur schwer zu betreten, ein Viertel der Stadt steht im Wasser. Dort wo sich unsere ehemalige Schule befand, ist jetzt Wasser. Auch der Bahnhof, der Kinderarzt, die Stadtbibliothek und viele weitere Gebäude und Wohnhäuser sind nicht mehr zugänglich.
Dass solch ein Fall früher oder später eintreten würde, war den meisten Malchinern schon vor Jahren bewusst. Darum siedelten viele Bewohner auch in sicherere Teile Mecklenburgs um. Bei diesen handelte es sich meist um höher gelegene Orte oder größere Städte Mecklenburg-Vorpommerns, wie beispielsweise Rostock, Schwerin oder Greifswald. Im Jahre 2017 hatte Malchin noch 7346 Einwohner, jetzt sind es nur noch knapp 3200.
Schutzmaßnahmen in der Hansestadt
Die Stadt Rostock, welche durch den Hafen und die Nähe zur Ostsee geprägt ist, wird ebenfalls regelmäßig von Überflutungen heimgesucht. Um dem entgegenzuwirken haben sich einige engagierte Bewohner der Hansestadt zum RSV (Rostock-Sicherheits-Verband) zusammengeschlossen. Dieser Verband setzt sich für Schutzmaßnahmen gegen den ansteigenden Meeresspiegel ein. Die sind beispielshalber das Errichten von Schutzmauern und Sturmflutbarrieren, welche im Ernstfall aushelfen sollen.
Lebenssituation in Malchin
Wir befragten eine Anwohnerin nach der derzeitigen Lebenssituation in Malchin. Sie sagte uns, dass die Lage jetzt im Herbst-Winter wieder besser sei, die Sommer wären das schlimmste an allem: „es ist unerträglich heiß, die Luft ist trocken und es gibt kaum Regen“, erzählt sie uns. Auf die Frage, warum sie noch in Malchin sei und nicht auch wegzog wie viele andere, antwortet Maria Schmidt (61). „Ich lebe hier schon mein ganzes Leben, ich habe hier geheiratet, und meine Kinder großgezogen und nun bleibe ich auch hier. Obwohl sich viel verändert hat, gute Freunde sind weggezogen, manche, da sie ihre Häuser nicht mehr betreten konnten und andere aus Angst. Manchmal haben mein Mann und ich auch Angst vor der Zukunft.“
Auch die Landwirtschaft um Malchin leidet unter den Folgen des Klimawandels. Die kleine Stadt ist umgeben von Feldern, ein Großteil von diesen steht unter Wasser und ist somit unbenutzbar. Die restlichen Äcker haben im Sommer mit dem heißen Klima zu kämpfen, die Böden sind sehr trocken, aufgrund des seltenen Regens und längeren Dürreperioden. Auch kleine Sandstürme häufen sich. Die Bauern sind meist finanziell nicht in der Lage durch künstliche Bewässerung auszuhelfen. Darum gaben auch viele Landwirte in den Letzten Jahren ihre Betriebe, die meist schon seit Generation bestanden, auf.
Verzicht und ein Lichtblick
Fleisch, Mais, Kaffee, Tee, Lebensmittel, welche vor 10-15 Jahren noch eine Selbstverständlichkeit waren, sind heute zu einer kostspieligen Seltenheit geworden. Dies gilt jedoch nicht nur für die Malchiner, sondern für so gut wie alle Deutschen. Auch Obst und Gemüse sind immer seltener im Supermarkt anzufinden. Für dieses Problem haben die Einwohner Malchins jedoch scheinbar eine Lösung gefunden. Als wir durch die Stadt liefen, sahen wir, dass die Parkanlagen zu kleinen Gärten umfunktioniert wurden und auch in den Hinterhöfen und auf den Balkonen der Bewohner waren Nutzpflanzen zu entdecken.
Wie sich die Kleinstadt Malchin und unsere Erde unter dem Einfluss der stetig voranschreitenden Klimaveränderungen entwickeln wird, ist ungewiss. Die einzige Tatsache ist jedoch im Jahre 2030: die Erderwärmung unaufhaltbar.